Die neue Grundsteuer sorgt für Diskussionen. Seit Jahresbeginn gilt eine überarbeitete Berechnungsmethode, die viele Eigentümer vor unerwartete Kosten stellt. Während einige weniger zahlen als zuvor, müssen andere deutlich mehr aufbringen. Gleichzeitig kämpfen die Finanzämter mit einer Flut von Nachfragen und Einsprüchen.
Warum kommt es zu so vielen Beschwerden? Welche Fehler treten häufig auf? Und was können Eigentümer jetzt tun?
Warum die Grundsteuer reformiert wurde
Die Grundsteuer musste reformiert werden, weil das Bundesverfassungsgericht das alte Berechnungsverfahren 2018 für verfassungswidrig erklärte. Die neuen Regeln sollen gerechter sein, indem sie sich nicht mehr auf veraltete Einheitswerte, sondern auf aktuelle Berechnungsfaktoren stützen.
Entscheidend für die Steuerhöhe sind:
- Der Messbetrag, den das Finanzamt auf Basis der Steuererklärung festlegt.
- Der Hebesatz, den jede Stadt oder Gemeinde individuell bestimmt.
Viele Kommunen hatten angekündigt, dass die Reform „aufkommensneutral“ bleibt – also keine höheren Gesamteinnahmen erzielt werden. Doch das bedeutet nicht, dass die Steuer für alle gleich bleibt: Während einige Eigentümer entlastet werden, müssen andere deutlich mehr zahlen.
Fehlerhafte Bescheide: Warum so viele Eigentümer Einspruch einlegen
Bis Ende 2024 wurden alleine in Niedersachsen rund 455.000 Hinweise auf mögliche Fehler in den Berechnungen registriert. Besonders häufig treten folgende Probleme auf:
- Falsche Flächenangaben: Viele Eigentümer haben versehentlich Nutzflächen statt Wohnflächen eingetragen, was die Steuerberechnung verfälscht.
- Nicht berücksichtigte Freibeträge: Garagen oder Gartenhäuser haben teilweise Steuerfreibeträge, die nicht immer angerechnet wurden.
- Unklare Eigentumsverhältnisse: Fehlerhafte Angaben zu Miteigentumsanteilen können die Berechnung beeinflussen.
Viele Betroffene haben ihre Steuererklärung bereits 2022 abgegeben und bemerken erst jetzt, dass ihre Bescheide fehlerhaft sind. Die Finanzämter sind daher mit einer Welle von Einsprüchen und Korrekturanfragen konfrontiert.
Wer zahlt die Grundsteuer – und wer kann sie weiterreichen?
Grundsätzlich ist der Eigentümer eines Grundstücks oder einer Wohnung für die Grundsteuer verantwortlich. Vermieter dürfen die Steuer jedoch über die Nebenkostenabrechnung auf Mieter umlegen. Das bedeutet: Steigt die Grundsteuer, steigen auch die Mietnebenkosten.
Viele Eigentümer sind daher doppelt betroffen: Einerseits zahlen sie selbst mehr, andererseits könnten höhere Nebenkosten dazu führen, dass ihre Immobilien weniger attraktiv für Mieter werden.
Was tun, wenn der Bescheid fehlerhaft ist?
Eigentümer sollten ihren Grundsteuerbescheid genau prüfen. Dabei ist es wichtig, zwischen den beiden Komponenten zu unterscheiden:
- Der Messbescheid wird vom Finanzamt erstellt und legt die steuerliche Bemessungsgrundlage fest. Hier kann Einspruch eingelegt werden, wenn Fehler vorliegen.
- Der Grundsteuerbescheid wird von der Stadt oder Gemeinde verschickt. Beschwerden dazu müssen sich auf den Hebesatz beziehen, den die Kommune festlegt.
Ein Einspruch gegen den Messbescheid ist nur innerhalb eines Monats nach Erhalt möglich. Finanzminister Gerald Heere hat jedoch betont, dass berechtigte Korrekturen auch nach Ablauf der Frist noch berücksichtigt werden können.
Viele Eigentümer zahlen jetzt mehr Grundsteuer
Die höhere Grundsteuer ist nicht nur auf die Reform zurückzuführen. Viele Städte und Gemeinden haben in den letzten Jahren die Hebesätze erhöht, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Das bedeutet: Auch ohne die neue Berechnungsmethode wäre die Steuer für viele gestiegen.
Wie hoch die neue Grundsteuer ausfällt, hängt daher nicht nur von den Finanzamtsberechnungen ab, sondern auch von politischen Entscheidungen auf kommunaler Ebene.
Warum die Grundsteuer für Städte und Gemeinden so wichtig ist
Die Grundsteuer gehört zu den wichtigsten Einnahmequellen der Kommunen und finanziert unter anderem:
- Straßenbau und Verkehrsinfrastruktur
- Schulen und Kindergärten
- Feuerwehren und Rettungsdienste
- Kulturelle und soziale Einrichtungen
2023 lag das Grundsteueraufkommen beispielsweise in Niedersachsen bei rund 1,5 Milliarden Euro. Ohne diese Einnahmen müssten viele öffentliche Leistungen gekürzt oder andere Abgaben erhöht werden.
Die Reform der Grundsteuer sorgt für Unsicherheit – und nicht jeder Bescheid ist korrekt. Eigentümer sollten ihre Steuerbescheide genau prüfen und bei Unstimmigkeiten schnell handeln.
- Geht es um den Messbetrag? Dann ist das Finanzamt der richtige Ansprechpartner.
- Betrifft die Beschwerde den Hebesatz? Dann muss die Stadt oder Gemeinde kontaktiert werden.
Wer Fehler entdeckt, sollte nicht zögern. Auch nach Ablauf der Einspruchsfrist können unter bestimmten Umständen noch Korrekturen vorgenommen werden.
FAZIT: Grundsteuerbescheid sorgfältig prüfen
Die neue Grundsteuer sorgt für viele Diskussionen. Was sind die häufigsten Beschwerden?
Die meisten Beschwerden drehen sich um falsche Flächenangaben und fehlende Freibeträge. Viele Eigentümer haben sich bei der Steuererklärung vertan oder wurden vom Finanzamt fehlerhaft erfasst.
Können Eigentümer sich gegen falsche Bescheide wehren?
Ja, aber sie müssen schnell sein. Einsprüche gegen den Messbescheid sind nur einen Monat nach Erhalt möglich. Danach bleibt oft nur eine nachträgliche Korrektur durch das Finanzamt.
Wie wirkt sich die Reform auf Vermieter und Mieter aus?
Vermieter können die Grundsteuer auf die Mieter umlegen, was zu höheren Nebenkosten führt. In ohnehin teuren Regionen könnte das den Mietmarkt weiter belasten.
Viele Städte haben ihre Hebesätze erhöht. Welche Folgen hat das?
Auch ohne die Reform zahlen viele Eigentümer jetzt mehr. Die Hebesätze haben einen erheblichen Einfluss auf die Steuerlast und variieren von Stadt zu Stadt.
Was sollten Eigentümer jetzt tun?
Ihren Grundsteuerbescheid genau prüfen! Bei Fehlern Einspruch einlegen oder eine Korrektur beantragen. Wer vermietet, sollte prüfen, wie sich die Steuer auf die Mietnebenkosten auswirkt.